Wer in den vergangenen drei Wochen einen Spaziergang im Bonn-Beueler Ortsteil Schwarzrheindorf unternahm und dabei an der Doppelkirche vorbeikam, der dürfte sich wohl über die kleine bunte Zeltstadt im Pfarrgarten gewundert haben. Das 4.500 m² große Gelände war Schauplatz des diesjährigen „KidzCamp“, das von den Mitarbeitenden des Jugendzentrums (Juze) Haus Michael in Trägerschaft der Katholischen Jugendagentur Bonn (KJA Bonn) angeboten und durchgeführt wurde. Ganze drei Wochen, vom 14. Juli bis zum 1. August 2025, durften wöchentlich bis zu 50 Kinder zwischen sechs und 18 Jahren an dem Ferienprogramm teilnehmen.
Die Teilnehmenden wurden bereits lange im Vorfeld in die Planungen mit einbezogen. Seit Januar dieses Jahres wurde innerhalb der Öffnungszeiten des Jugendzentrums an dem Projekt gemeinschaftlich gearbeitet. Wünsche wurden geäußert und Ideen wurden gesponnen, die anschließend - mal mehr mal weniger - Berücksichtigung in der Umsetzung fanden. Die Besuchenden des Jugendzentrums waren wie schon bei dem vergangenen Sommerferienprojekt „SchwarzKleindorf“ die Entwickler*innen, Ideenschmied*innen und kreativen Köpfe. Aus der monatelangen Vorbereitung resultierte nun ein kreatives, sportliches wie auch spielerisches Programm, das seines Gleichen sucht. Dass die Kinder und Jugendlichen einen aktiven Anteil an den Vorbereitungen genommen haben, war für die pädagogischen Mitarbeitenden besonders entscheidend. „Uns ist es wichtig, dass alle Beteiligten das Ferienprogramm nicht nur besuchen, sondern auch aktiv mitgestalten. Deshalb haben viele Jugendliche, die in unser Juze kommen, für die Jüngeren eigene Aktionen geplant und mit unserer Unterstützung durchgeführt,“ berichtet Pascal Delabrassine, pädagogischer Mitarbeiter im Haus Michael.
Eine weitere Besonderheit des „KidzCamp“ dürfte den Eltern und Personensorgeberechtigten bereits bei der Anmeldung aufgefallen sein. Das Camp war für alle Teilnehmenden kostenfrei. Ebenso wurde sich verstärkt darum bemüht, Barrieren abzubauen, sodass auch Kinder und Jugendliche mit körperlichen wie geistigen Beeinträchtigungen ohne Probleme und ohne großes Aufsehen teilhaben konnten. „Wir gehen bei der Planung schon auf die Suche nach möglichen Hindernissen und beseitigen diese, wo es uns möglich ist. Im „KidzCamp“ ist jede*r willkommen, egal welche Voraussetzungen sie oder er mitbringt. Jede*r erfährt sich hier als gleichberechtigter Teil eines großen Ganzen, in dem man sich wohlfühlen soll,“ so Kathrin Klevenhaus, Einrichtungsleitung des Jugendzentrums.
Beim Start des Camps zu Beginn der Sommerferien war den Verantwortlichen schnell klar: Von diesen Sommerferien wird noch lange erzählt werden, nicht zuletzt wegen der Vielfalt an Angeboten. Neben einem Fußballturnier, einer Fruittailbar, Graffitisprühen, einer Kinderdisco, einer Nachtwanderung und einem Lagerfeuer wurden kleinere Ausflüge in die Umgebung unternommen, so auch zum nahegelegenen Rhein. All das und noch vieles mehr entstammte den kreativen Einfällen der Kinder. Die Erwachsenen haben „nur“ zur Umsetzung beigetragen und gerieten während des Camps mehr und mehr in den Hintergrund. Während der Übernachtungen, die immer von Donnerstag auf Freitag stattfanden, waren natürlich ausreichend Aufsichtspersonen vor Ort, damit sich die Camper*innen vom anstrengenden und erlebnisreichen Tag erholen konnten. „Die Übernachtung war sehr aufregend für mich. Manchmal habe ich draußen etwas gehört, aber eigentlich bin ich ganz schnell eingeschlafen,“ erzählt Marie, 9 Jahre, Teilnehmerin des Camps.
Nach den drei Wochen ziehen die Mitarbeitenden vor Ort Bilanz und stellen fest: Kinder in der Gestaltung ihrer Freizeit und Lebenswelt miteinzubeziehen und demokratische und faire Entscheidungen in der Gruppe herbeizuführen, sind essenziell für ein harmonisches Zusammenleben. Hieran möchte das Team anknüpfen. Deshalb gibt es für Kinder im September die Möglichkeit, Demokratie hautnah mitzuerleben. Das Jugendzentrum Haus Michael wird anlässlich der Kommunalwahlen selbst zum Wahllokal der U16-Wahlen, die von der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Jugendringe in NRW organisiert werden. Bis zu den Wahlen werden wichtige kommunalpolitische Themen mit den Besuchenden aufgearbeitet. Während eines Besuchs von Kommunalpolitiker*innen am 01.09.2025, um 17:30 Uhr, im Jugendzentrum Haus Michael, sollen diese den Kindern und Jugendlichen Rede und Antwort zu ihren Fragen, Wünschen, aber auch Sorgen und Ängsten stehen.
Das Zeltlager wird bis dahin abgebaut sein und auch der Alltag im Jugendzentrum dürfte sich dann wieder eingestellt haben. Ein turbulentes Ferienprogramm, das den Widrigkeiten des Wetters getrotzt hat, geht nun zu Ende. Ohne die Mitwirkung von Eltern und Menschen aus der Nachbarschaft, den großzügigen Spenden, der hervorragenden Zusammenarbeit mit dem Kirchenvorstand und einer Förderung der Stadt Bonn wäre das Projekt in dieser Form kaum umsetzbar gewesen. Dafür bedanken sich alle Beteiligten auch im Namen der Kinder.