Respekt als Unterrichtsfach auf dem Stundenplan

29.01.24, 12:00
  • OGS-Clemens-August-Schule

Wer im Schulunterricht Angst vor der großen Pause hat, kann sich nur schwer auf den Lernstoff konzentrieren. Streit auf dem Schulhof, Beleidigungen auf dem Weg ins Klassenzimmer, Hänseleien nach einer falschen Antwort – viele Schüler*innen machen solche Erfahrungen. Um dem entgegenzuwirken, sollten Kinder früh und altersangemessen sozial-emotionale Kompetenzen entwickeln. 

In der Poppelsdorfer Grundschule stand im Januar ein Sozialtraining mit Cheftrainer und Gründer von !Respect, Oliver Henneke, auf dem Stundenplan. Der gemeinnützige Verein hat ein Training für Kinder entwickelt, um mit Spiel, Spaß und Bewegung zu einem respektvollen Miteinander beizutragen. Mit rund 25 Schulen aus NRW sowie bundesweit 100 Standorten hat !Respect bereits zusammengearbeitet. Das Projekt an der Poppelsdorfer Grundschule war die erste Kooperation in der Bundesstadt und wurde mit rund 7.000 € über die Fach- und Koordinierungsstelle Gewaltprävention der Stadt Bonn gefördert. 

Bei dem !Respect Verhaltenscoaching werden auf spielerische Art und Weise ein respektvoller, sozialverträglicher Umgang und deeskalierendes Verhalten in Konfliktsituationen geschult und gefördert. Wichtig ist, dass es sich hier nicht nur um eine einmalige Übungseinheit handelt, sondern die Kinder über zwei Wochen vom gleichen Trainer betreut werden. Grundlegende Strategien für den Umgang mit Beleidigungen, Ausgrenzung und körperlicher Gewalt werden anhand von handlungsorientierten Spielen und Übungen verinnerlicht. So lernen die Grundschulkinder, anderen wertschätzend zu begegnen und Konflikte ohne körperliche Gewalt zu lösen. 

Oliver Henneke zeigte den Kindern Übungen, die ihre Kooperations- und Kommunikationsfähigkeiten fördern, damit sie lernen, was nötig ist, um in einem Konflikt ernst genommen zu werden: Die Stopp-Regel beschreibt, wie sie verbal reagieren und welche Körperhaltung sie dabei am besten einnehmen, wenn jemand ihre Grenzen verletzt. 

In unterschiedlichsten Gruppenkonstellationen wurden die Kinder animiert, gemeinsam Aufgaben zu lösen. Dabei machten sie die Erfahrung, dass man sich in den meisten Streitfällen zunächst selbst behaupten kann und erst bei weiterer Eskalation in einem letzten Schritt fremde Hilfe holen sollte. Mit dieser Erkenntnis, Konfliktsituationen gut selbst lösen zu können, wurde das Selbstbewusstsein der Grundschüler*innen gestärkt. 

Bei dem Training wurden die Kinder der KGS Clemens-August-Schule von ihren Klassenlehrer*innen, Fachlehrkräften und Erzieher*innen begleitet. Somit wurde das Schulteam mit einbezogen und lernte, sich einheitlich präventiv und intervenierend bei Konflikten wirksam zu verhalten. Darüber hinaus nahmen das gesamte Kollegium sowie die pädagogischen Mitarbeitenden der OGS an einer mehrstündigen Fortbildung teil, die an zwei Nachmittagen stattfand. Auch die Eltern, die im Rahmen eines Infoabends zu Beginn des Projekts miteinbezogen wurden, zeigten sich begeistert und dankbar, dass die Schule Gewalt und Mobbing präventiv entgegenwirken möchte. Yvonne Jeuken, Pädagogische Leiterin der OGS, freute sich über diesen regen Zuspruch sowie die Zusammenarbeit von Kollegium und OGS: „Wir haben von Anfang an gemeinsam als Gruppe bei diesem Projekt zusammengearbeitet. Die Verzahnung von OGS und Schule in der pädagogischen Arbeit empfinden alle Beteiligten als sehr wertvoll.“ 

Yvonne Jeuken und Schulleiterin Claudia Wolters-Goertz fühlen sich aufgrund der positiven Resonanz aller Beteiligten bestärkt und sind überzeugt, dass diese Maßnahme die Kooperations-, Kommunikations- und Konfliktlösungsfähigkeiten aller Schulkinder steigern und zu einem guten Klassen- und Schulklima beitragen wird.