Emotionaler Neustart in Flamersheim

04.10.23, 09:44
Eva Rott

Zwei Jahre nach der Flut kann die OGS eine Wiedereröffnung der Räume feiern

Endlich Aufatmen in Euskirchen-Flamersheim. Zwei Jahre hat es gedauert, dass die OGS ihre Räumlichkeiten wieder beziehen kann. Die Flut hatte Spielzeug, Bücher und Mobiliar zerstört und weggespült. Schnell entschied die Katholische Jugendagentur Bonn gGmbH, die die Trägerschaft zu dieser Zeit erst übernommen hatte, finanzielle Mittel für kurzfristige und unbürokratische Soforthilfe zur Verfügung zu stellen. Trotzdem hat es zwei Jahre gedauert, bis die aktuell 72 Kinder nun endlich ankommen dürfen. Sie müssen sich nicht mehr provisorisch in Klassenräumen aufhalten oder auf dem Flur oder in der Aula betreut werden. Endlich gibt es wieder die eigenen OGS Räume, in die sie sich zurückziehen und gemeinsam spielen können. Die zwei Jahre waren auch für die pädagogischen Mitarbeitenden eine Zeit der Herausforderungen. Häufige Verschiebungen der handwerklichen Arbeiten und die improvisierten Räumlichkeiten erschwerten den beruflichen Alltag. 

Zahlreiche Kinder, Eltern, OGS-Mitarbeitende, Kollegium, Schulleitung und Vertretungen der Trägerin feierten am 27. September bei schönstem Sonnenschein gemeinsam, dass die OGS wieder in ihre eigenen Räume im Souterrain ziehen kann. Lars Gippert, Referatsleiter für Jugend und Pastoral bei der KJA Bonn bedankte sich bei allen Beteiligten: „Viele Kinder, Mitarbeitenden und ihre Familien waren direkt von der Flutkatastrophe betroffen und spüren die Folgen bis heute. Wir sind dankbar, dass es sofort einen unglaublichen Zusammenhalt verbunden mit der Motivation, die Ärmel hochzukrempeln, gab. Es war uns wichtig, den Kindern Unterstützung und eine improvisierte Form von Alltag zu bieten, um die traumatischen Erlebnisse verarbeiten zu können.“ Dies bestätigt auch die Pädagogische Leitung, Laura Behringer: „Die Trägerin hat uns umgehend Fortbildungen angeboten, damit wir geschult waren und lernen konnten, mit der besonderen Situation umzugehen. Außerdem war eine Kollegin vor Ort, die als psychosoziale Beraterin zugehört, mit den Kindern und uns geweint hat und einfach da war.“

Behringer betont, dass es trotz allem auch positive Entwicklungen gab, die durch diese Zeit getragen haben: „Bedingt durch die räumliche Nähe waren Absprachen zwischen OGS Mitarbeitenden und Kollegium notwendig. Alle sind zusammengewachsen und stehen bis heute im guten Austausch. Wir sind zuversichtlich, dass dieses kollegiale Miteinander und der Zusammenhalt mit Schulleiter Sebastian Wexel bestehen bleiben wird.“ Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl spiegelt sich in der emotionalen Atmosphäre bei der Widereröffnung wider: Es fließen Tränen der Erleichterung und der Freude, es gibt viele Umarmungen und gegenseitige Wertschätzung.  Dass diese Empfindungen nebeneinanderstehen dürfen, machte Kreisdechant Guido Zimmermann deutlich. Er war nach Flamersheim gekommen, um die neuen Räume und ein altes und ein neues Kreuz zu segnen. Als ein Überbleibsel aus der Flut steht das alte Kreuz für das Geschehene und die Geschichten, die hier in der Vergangenheit miteinander geteilt wurden. Ein neues Kreuz haben die Kinder gemeinsam gestaltet, welches zeigen soll, dass nun ein neues Kapitel beginnt, dem alle mit großer Freude begegnen. Ein schönes Symbol dafür, dass das Alte neben dem Neuen stehen darf und beides in der OGS seinen Platz gefunden hat. 

Bevor die Kinder an diesem Nachmittag alle Interessierten durch die neuen Räume führen durften, gab es noch eine besondere Überraschung, die Sebastian Wexel in der Aula präsentierte: In einer Videobotschaft sendete Stefanie Hertel, die die OGS in Flamersheim im April 2022 persönlich besucht hatte, herzliche Grüße an das Team des Kollegiums und der OGS und vor allem an die Kinder. Hertel hatte nach der Flutkatastrophe die Rolle der Botschafterin für die KJA Bonn übernommen und sagte damals sofort Unterstützung durch ihren Verein „Stefanie Hertel hilft e.V.“ zu. Außerdem hatte sie die Idee, einen Malwettbewerb zu ihrem Buchprojekt „Der alte Kaufmannsladen“ zu initiieren, an dem sich viele Kinder aus der Region beteiligten. Den Erlös der Einnahmen spendete sie ebenfalls. Nach diesen herzlichen Worten gab es dann kein Halten mehr: Stolz und glücklich präsentierten die Kinder ihre OGS. Viele hatten Herzen gemalt und Briefe geschrieben, die aufgehangen waren, womit sie ihre Freude und Dankbarkeit über die Wiedereröffnung ausgedrückt haben. Allein dafür hat sich die Mühe und das Durchhalten der letzten Jahre gelohnt.